Herr Dirr, wie wirkt sich die Krise auf Anbieter von der holzbe- und verarbeitenden Industrie aus?

"Die Anbieter der holzbe- und verarbeitenden Industrie sind ebenso von der Corona-Krise betroffen wie viele Bereiche des Maschinen- und Anlagenbaus. Viele Kunden sind sehr zurückhaltend hinsichtlich der Investitionen, Maschinen konnten oder können nicht in Betrieb genommen werden und Serviceeinsätze beim Kunden sind in vielen Regionen nicht möglich. Dazu kommt aber, dass wir schon Ende letzten Jahres nach drei wirklich guten Jahren eine deutliche Eintrübung beim Auftragseingang gesehen haben. Zu der Corona-Pandemie kommt also eine schwächere Konjunktur – unter dem Strich sind damit die Holzbearbeitungsmaschinen schwerer betroffen als der Durchschnitt im Maschinenbau. Inzwischen entspannt sich die Lage aber, zumindest in Europa. Die Situation ist jedenfalls kalkulierbarer geworden. Bereiche wie etwa die Sägewerkstechnik und der Holzhausbau sind ohnehin glimpflich davongekommen. Die heimische Möbelindustrie hat teilweise Entwarnung gegeben; man hofft, dass der Umsatzrückgang in 2020 auf fünf Prozent begrenzt werden kann. Die Hersteller von Möbelmaschinen sprechen also schon von einer Normalisierung des Geschäfts, und auch im baunahen Bereich geht es aufwärts. Am besorgniserregendsten ist die Lage bei den Herstellern von Anlagen für die Holzwerkstoffproduktion, hier ist der Auftragseingang auf weniger als die Hälfte eingebrochen."

Herr Pfeiffer, erwarten Sie trotz aller Verunsicherung bezüglich des Infektionsrisikos oder der Reisebeschränkungen eine "normale" Messe?

"Die LIGNA.21 verzeichnet trotz der Herausforderungen durch die Covid-19-Pandemie eine hohe Nachfrage nach Standfläche. Wir werden wieder zehn Hallen und das Freigelände belegen. Dies zeigt, dass sich die Branche gerade nach den vielen Wochen des Social-Distancing mit Lock-Down, Ausgangssperren, Online-Events und Videokonferenzen im Home-Office nach einer Face-to-Face-Veranstaltung sehnt. Natürlich kann niemand voraussagen, ob die Pandemie im Mai 2021 weitgehend überstanden oder ein Impfstoff zeitnah zur Verfügung stehen wird. Daher müssen wir realistisch sein. Schon aufgrund der globalen Reisebeschränkung rechnen wir mit weniger internationalen Besuchern als zur LIGNA 2019. Weil das Infektionsgeschehen uns vermutlich noch eine Weile begleiten wird, müssen wir neue Wege finden, die es den Unternehmen ermöglichen, am Marktgeschehen teilzunehmen. Wir planen daher auf Basis der aktuellen Situation. Dazu zählt auch ein Schutzkonzept mit Masken, Abstands- und Hygieneregeln, dass wir mit den verantwortlichen Behörden erarbeitet haben. Wir sorgen dafür, dass höchstmögliche Standards an Hygiene, Sicherheit und medizinischer Versorgung für Aussteller und Besucher sichergestellt werden."

Herr Dirr, die Folgen der Pandemie schmälern die Ressourcen vieler Unternehmen. Inwieweit könnte sich das auf ihre Messeaktivitäten auswirken?

"Natürlich gibt es bei den Ausstellern aufgrund der Pandemie viele Unsicherheiten sowie Fragen, die wir in den kommenden Monaten gemeinsam beantworten müssen. Es gibt Aussteller, die ihre Messebeteiligung der Situation anpassen und der eine oder andere wird ganz wegbleiben. Die überwältigende Mehrheit der Aussteller sagt uns sehr klar, dass es jetzt darauf ankommt, in die Normalität zurückzukommen und den Kunden zu signalisieren: "Wir glauben wieder an das Geschäft und wollen mit Euch in den Dialog kommen!" Wir freuen uns daher sehr, dass sich sehr viele Unternehmen trotz der Krise entschieden haben, auf die LIGNA zu kommen, um dort ein starkes Signal zum Aufbruch zu geben. Wir müssen die Krise überwinden und die LIGNA soll bei der Wende helfen. Wenn es uns gelingt, unsere Branche in all ihrer Vielfalt sichtbar, spürbar und erlebbar zu machen, dann können wir ungeachtet der Besucher- und Ausstellerzahlen von einer erfolgreichen LIGNA 2021 sprechen."

Herr Pfeiffer, die LIGNA wirft alle zwei Jahre den Blick in die Zukunft unserer Branche. Was werden Themen und Trends sein, auf die sich Besucher freuen können?

"Als Leitmesse steht die LIGNA nicht nur für das weltweite Angebot an Werkzeugen, Maschinen und Anlagen der Holzbe- und Verarbeitung, sie setzt mit ihren Themen auch wichtige Impulse für die Branchenentwicklung. Zur kommenden Veranstaltung stehen die Transformation der Holzbearbeitung, Vorfertigungsprozesse im Holzbau und Prozesstechnologien der Bioökonomie im Vordergrund. Diese drei Fokusthemen werden sowohl im Ausstellungsbereich als auch in unterschiedlichen Foren und Sonderformaten präsentiert. Die Besucher können sich zudem auf viele Neuheiten und einen weltweit einzigartigen Maschinenpark mit komplexen Anlagen, Maschinen und Werkzeugen im Live-Einsatz freuen. Darüber hinaus werden im begleitenden Programm die Top-Trends der Branche von hochkarätigen Fachleuten beleuchtet und diskutiert. Ein Highlight für die Primärindustrie ist der Wood Industry Summit in Halle 26 mit innovativen Lösungen für Sägewerkstechnik und Holzwerkherstellung. Für die Sekundärindustrie ist das LIGNA.Forum in Halle 11 mit zahlreichen Lösungsangeboten für Weiterverarbeitungstechnologien und für die Vernetzung der Verarbeitungsstufen die entscheidende Plattform."

Herr Dirr, einige Messeveranstalter bieten virtuelle Messeformate an. Können solche Online-Formate eine Messepräsenz ersetzen?

"Nun, die Erfahrungen mit Online-Messen sind recht positiv. Das wachsende Interesse an Online-Formaten zeigt, wie wichtig gerade in Krisenzeiten eine solche Plattform ist. Doch die Unternehmen berichten, dass sie mit virtuellen Events andere Zielgruppen erreichen als auf Messen. Virtuelle Events sind ein zusätzlicher Kanal und werden sicher auch in normalen Zeiten eine wichtige Ergänzung zur klassischen Messe sein. Doch bleiben direkte Gespräche von Angesicht zu Angesicht auch künftig unverzichtbar. Und die sind auf einer Fachmesse besonders effizient zu führen, selbst unter Corona-Beschränkungen."

Herr Pfeiffer, für internationale Besucher, die im Mai 2021 nicht anreisen können, sind virtuelle Formate eine Zugangsmöglichkeit. Wird auch die LIGNA ein Online-Format anbieten?

"Wir arbeiten derzeit an der Entwicklung von digitalen Teilnahmeformaten, die wir ergänzend zum klassischen Messeformat anbieten möchten. Damit wollen wir Aussteller und Besucher aus wichtigen Märkten einbeziehen, denen die Anreise nach Hannover nicht möglich sein wird. Wir sind allerdings der festen Überzeugung, dass gerade der direkte Austausch innerhalb der Branche unerlässlich ist, um Geschäfte anzubahnen. Insbesondere die LIGNA bietet hierbei viele visuelle und haptische Messeerlebnisse sowie ideale Möglichkeiten für die Pflege und den Aufbau von Netzwerken."