Für viele Unternehmen hat die digitale Transformation mittlerweile höchste Priorität, allerdings hakt es bei der Umsetzung. Die größte Herausforderung für Unternehmen ist dabei oft nicht, digitale Technologien und Prozesse rein technologisch zu beherrschen und weiterzuentwickeln, sondern geeignete Geschäftsmodelle zu konzipieren und umzusetzen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Umfrage des Verein Deutscher Ingenieure (VDI) aus Düsseldorf. Die befragten Fachleute sehen einen deutlichen Nachholbedarf in Deutschland für digitale Geschäftsmodelle. Eine große Hürde für Unternehmen: Es fehlen IT-Fachkräfte. 2016 gab es für Informatiker im Durchschnitt 23 Prozent mehr offene Stellen als im Vorjahr.

Mit den gut aufgestellten Bereichen Industrie 4.0, Robotik und additive Fertigungsverfahren hat Deutschland internationale Sichtbarkeit für den Produktionsstandort Deutschland. Jedoch wird die Fähigkeit, die eigenen Produkte mit datenbasierten oder Online-Dienstleistungen verknüpfen zu können, für deutsche Unternehmen zu einem zentralen Wettbewerbsfaktor. Mehr als die Hälfte der Befragten befassen sich im Unternehmen derzeit noch kaum oder gar nicht damit. "Wir müssen viel mehr in digitalen Geschäftsmodellen denken", fordert VDI-Direktor Ralph Appel Mitte März. Nur so könne man Kunden zukünftig individuelle Mehrwerte bieten. "Genau da müssen wir zulegen, denn dies ist der Schlüssel, um auch in Zukunft Geld zu verdienen."

Gleichzeitig stellen neue Digitalkonzepte auch neue Anforderungen an Mitarbeiter. Doch wie wird die Digitalisierung der Arbeitswelt tatsächlich eingeschätzt? Drei Viertel der befragten Ingenieure sehen darin eine Chance. Während nur zehn Prozent eher Risiken befürchten. Die allgegenwärtige Verfügbarkeit von Informationen, Big Data mit entsprechenden Analyseverfahren sind dabei wesentliche Effizienztreiber der Digitalen Transformation.

Für das Gelingen der digitalen Transformation ganz entscheidend sind ausreichend viele IT-Fachkräfte. "Die Nachfrage nach Fachkräften in der Informationstechnik steigt kontinuierlich immer weiter", schildert Dieter Westerkamp, Bereichsleiter Technik und Wissenschaft im VDI. "Die Zahl der offenen Stellen steigt – auf einen arbeitslos gemeldeten Informatiker kommen heute 3,5 Stellen."

Die meisten IT-Experten werden für die Softwareentwicklung gesucht, gefolgt von Aufgaben in der IT-Sicherheit sowie im Service beziehungsweise Support. Es tun sich nicht nur kleine Unternehmen schwer, IT-Fachkräfte zu finden, sondern inzwischen auch große. Als Hauptgrund wird angegeben, zu wenige Bewerbungen zu erhalten. Problematisch ist, dass die Unternehmen deswegen zunehmend IT-Entwicklungsleistungen ins Ausland verlagern oder ganz aus dem Unternehmen herausgeben. Als Konsequenz daraus wird das für die digitale Transformation notwendige Know-how nicht im eigenen Unternehmen aufgebaut – und auch nicht am Standort Deutschland.

Was in naher Zukunft auf produzierende Unternehmen im Möbel- und Innenausbau zukommt, darauf hält die LIGNA 2017 im Mai zahlreiche Antworten bereit. An vielen Stellen werden sicherlich auch neue Geschäftsmodelle thematisiert werden – denn die gibt es durch die zunehmende Digitalisierung natürlich auch in dieser Branche.