Vitale Wälder als Garanten für klimafreundlichen Rohstoff Holz
Forstwirtschaft nimmt Besucher der LIGNA 2025 mit auf neue Wege zu mehr Ressourceneffizienz
29. Apr. 2025Teilen
Für die globale holzbe- und -verarbeitende Industrie, die sich vom 26. bis 30. Mai in Hannover auf der LIGNA 2025 trifft, ist die Versorgung mit dem Rohstoff Holz von zentraler Bedeutung. Entsprechend umfangreich greift der Ausstellungsbereich Forstwirtschaft der Weltleitmesse alle Aspekte optimierter Holzernteverfahren auf. Moderne Forstgroßgeräte, mobile Sägewerke, clevere Logistik und sicherer Transport als technische Wegbereiter der stofflichen und energetischen Nutzung von Holz stehen ebenso im Mittelpunkt wie die erforderlichen Weichenstellungen, um die Wälder als nachhaltige Rohstoffquelle für kommende Generationen zu erhalten und für künftige Herausforderungen fit zu machen. Zudem ermöglicht die LIGNA 2025 als Plattform für die Digitalisierung der Prozessketten der Forst- und Holzwirtschaft den Einstieg in neue Wachstumsmärkte.
Der Mensch im Mittelpunkt
„Die vielfältigen Waldschäden der vergangenen Jahre sorgten für große Flächen, die jetzt wieder mit Bäumen bepflanzt werden müssen“, sagt Stephanie Wagner, Projektleiterin der LIGNA bei der Deutschen Messe. „Wie örtlich und klimatisch besser angepasste Waldbestände entwickelt und die künftige Versorgung der Holzindustrie mit dem nachwachsenden und klimafreundlichen Rohstoff Holz gesichert werden können, zeigen die Aussteller der LIGNA als nachhaltig operierende Waldwirtschafter, die zunehmend ressourceneffizient mit dem Rohstoff Holz umgehen. Bei allem steht der Mensch im Mittelpunkt. Das schließt optimale, insbesondere sichere Arbeitsbedingungen ebenso ein wie das ganz besondere Verhältnis, das der Mensch seit Jahrhunderten zum Wald hat“, so Wagner weiter.
Pavillons 33 und 35 als zentrale Anlaufstelle auf der LIGNA
Zentrale Anlaufstelle auf der LIGNA 2025 sind traditionell die Pavillons 33 und 35 auf dem Freigelände unter dem Expodach. Dort sind alle Akteure, die den Ausstellungsbereich Forstwirtschaft mit Leben füllen. Dazu gehören im Pavillon 33 das Forstliche Bildungszentrum der Niedersächsischen Landesforsten (NFBz), die Arbeitsgemeinschaft forstwirtschaftlicher Lohnunternehmer AfL Niedersachsen e. V. sowie der Deutsche Forstunternehmer-Verband (DFUV), die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG), das 3N Kompetenzzentrum Niedersachsen Netzwerk Nachwachsende Rohstoffe und Bioökonomie e. V., der deutsche Forstwirtschaftsrat, der Waldbesitzerverband Niedersachsen, das weltweit größte unabhängige Zertifizierungssystem für nachhaltige Forstwirtschaft PEFC und die Niedersächsischen Landesforsten (NLF). Als Hausherr im Pavillon 35 steht Wald und Holz NRW für eine große Themenvielfalt, unter anderem mit dem Startup TechTinyHouse aus Detmold, der FH Aachen und dem Aachener Zentrum für Holzbauforschung, der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe (TH OWL) und der Universität Siegen.
Einsatz von Technik notwendig und auch sinnvoll
Der Pavillon 33, der „Forstpavillon“, widmet sich in diesem Jahr den Themen „Mensch – Technik – Rohstoff“. „Wir machen deutlich, dass an erster Stelle die Bedürfnisse des Menschen stehen, die sich sehr gut mit der Natur verbinden lassen“, sagt Dr. Maurice Strunk als DFUV-Bundesgeschäftsführer und Geschäftsführer der AfL Niedersachsen e. V. „Denn unsere Wälder werden sich im Klimawandel verändern. Durch eine aktive Waldbewirtschaftung unterstützen wir diese Prozesse positiv und schaffen damit einen echten Mehrwert für unsere Gesellschaft. Es gilt aber auch, die Arbeit im Wald sicherer zu machen, denn noch immer sterben hierbei jährlich dutzende Menschen. Um einerseits die Risiken zu minimieren und andererseits die vor uns stehenden Aufgaben der Wiederbewaldung großer Flächen zu bewältigen, ist der Einsatz von Technik notwendig und auch sinnvoll“, so Strunk. Der Forstwissenschaftler und seine Mitstreiter verfolgen das Ziel, auch zukünftige Generationen mit einem nachhaltig produzierten, ökologisch wertvollen und klimafreundlichen Rohstoff versorgen zu können. „Dafür stellen wir in den nächsten Jahren entscheidende Weichen. Der Titel ‚Mensch – Technik – Rohstoff‘ des Forstpavillons bildet alle diese Herausforderungen ab“, resümiert Strunk.
Drei starke Partner für die Zukunft der Forstwirtschaft
NFBz, AfL und SVLFG gestalten den Forstpavillon fachlich gemeinsam. Das NFBz ist für die überbetriebliche Ausbildung junger Menschen im Ausbildungsberuf Forstwirt und für die Fortbildungen zum Forstwirtschaftsmeister zuständig. Es entwickelt zudem neue Arbeitsverfahren für die Waldbewirtschaftung. Die AfL Niedersachsen vertritt die forstwirtschaftlichen Dienstleistungsunternehmen, die als Berufsgruppe deutschlandweit nicht nur rund 80 Prozent der Holzernte übernehmen, sondern im Auftrag von Waldbesitzern auch die Mehrheit der Pflanz- und Pflegearbeiten ausführen, die in unseren Wäldern anfallen. „Als Praxispartner in Pavillon 33 verfolgt die AfL Niedersachsen das Ziel, auf der LIGNA 2025 mit Vertretern der Politik ins Gespräch zu kommen, um über Hausforderungen und notwendige Weichenstellungen zu informieren, damit die Wälder für die Zukunft gut aufgestellt sind“, sagt Strunk. Die SVLFG schließlich ist die Berufsgenossenschaft der privaten Dienstleistungsunternehmen, aber auch die Sozialversicherung des privaten Waldbesitzes und macht nicht zuletzt durch ihre Präventionsarbeit den Arbeitsplatz Wald sicherer.
Ferngesteuerte Keile und Kühlkleidung schützen Forstarbeiter
Die Besucher der LIGNA 2025 erfahren im Pavillon 33 beispielsweise alles über den neusten Stand beim sicheren Zufallbringen von geschädigten Bäumen, vor allem Laubbäumen wie Buchen. Es werden neue Arbeitsverfahren und Techniken für einen größeren Schutz der Forstarbeiter vorgestellt wie ferngesteuerte Keile, mit denen mittels Motorsäge und Fällschnitten vorbereitete Bäume aus der Entfernung und damit sehr sicher zu Boden gebracht werden. „Denn das größte Risiko bei der Waldarbeit entsteht aus herausbrechenden Ästen, während der Baum fällt“, erläutert Strunk. Da in den kommenden Jahren viel Arbeit auf Freiflächen im Wald erforderlich wird, um junge Bäume zu pflanzen, von Gras- und Brombeerbewuchs freizuhalten und junge Waldbestände zu pflegen, steht auch das Thema Sonnenschutz im Fokus. „Hautkrebserkrankungen zählen zu den häufigsten Berufskrankheiten in der Forstwirtschaft und werden durch Pflanz- und Pflegemaßnahmen auf Freiflächen begünstigt, wie sie nach den Kalamitäten nun noch einmal verstärkt auftreten werden“, erklärt Strunk und ergänzt: „Die SVLFG wird für das Thema sensibilisieren und Lösungen anbieten, wie der Hautschutz erhöht wird. Auch Kühlkleidung ist eine Option, um die Arbeit auf Freiflächen im Wald erträglicher zu machen. Bisher sind solche innovativen Kleidungsstücke in der Forstwirtschaft kaum verbreitet.“
Aktuelle Verfahren zur Bestandesbegründung
Das NFBz Münchehof informiert mit anschaulichen Vorführungen und Filmen über aktuelle Verfahren zur Bestandesbegründung sowie über Jungwuchs- und Kulturpflege mit Akku-Technik. Als Bestandesbegründung bezeichnet die Forstwirtschaft die Anlage neuer Baumbestände auf kahl gefallenen Wald- und Freiflächen. Da vor allem junge Bäume in den ersten Jahren einer hohen Konkurrenz aus Gräsern, Brombeeren oder Farnen ausgesetzt sind, müssen sie freigestellt werden. Später wird zudem die Regulierung verschiedener Baummischungen durch die Entnahme einzelner Exemplare erforderlich, um sicherzustellen, dass einzelne Baumarten nicht alle anderen überwachsen, die besonders vitalen Pflanzen weiterhin gute Wuchsbedingungen haben und sich eine gute Mischung verschiedener Baumarten entwickelt. Diese wichtige Arbeit erfolgt zunehmend mit Akkugeräten statt mit benzinbetriebenen Maschinen, auch völlig neue Verfahren haben sich entwickelt. So wird die mühevolle Arbeit mit dem Pflanzspaten zum Teil durch Akkubohrmaschinen erleichtert. Allerdings sind die Errichtung der Ladeinfrastruktur für die Lithium-Ionen-Akkus, deren Lagerung und der Transport nicht trivial. Denn Akkus bergen das Risiko von nur schwer zu löschenden Lithiumbränden. Der Arbeitsschutz muss bei der Diskussion neuer Arbeitsverfahren beim Einsatz von Akkutechnik also stets mitgedacht werden.
Lösungen zur kreislaufgerechten Nutzung des Rohstoffes Holz
Wenige Meter weiter, im Pavillon 35, präsentieren das Zentrum für Wald und Holzwirtschaft von Wald und Holz NRW und die Partner des NRW-Gemeinschaftstandes unter dem Leitthema „Neue Rohstoffbasis Holz – Transformation des Clusters Forst und Holz in NRW“ aktuelle Forschungsergebnisse zur Verwendung neuer Laub- und Nadelhölzer, innovative Holzbauprodukte und Holzbausysteme sowie Lösungen zur kreislaufgerechten Nutzung des Rohstoffes Holz im Rahmen einer nachhaltigen und forstbasierten Bioökonomie. „Wir freuen uns auf den Austausch mit den Branchenakteuren zur sich verändernden Rohstoffbasis Holz und neuen Holzverwendungen auf der LIGNA 2025“, sagt Dr. Stefanie Wieland, Wald und Holz NRW, Zentrum für Wald und Holzwirtschaft, vor dem Hintergrund weiterer Themenschwerpunkte wie der Digitalisierung der forst- und holzwirtschaftlichen Prozessketten, der Trockenlagerung von Fichten-Kalamitätsholz und der Einsatz moderner Holzwärme im Zusammenspiel mit weiteren erneuerbaren Energiequellen.
Neue Holzbausysteme und Holzverwendungen
Zudem werden in Pavillon 35 neue Holzbausysteme und Holzverwendungen vorgestellt, beispielsweise die Verwendung eines Tragwerks aus Birke für mobile Wohnkonzepte, der Einsatz neuer Tragwerkskonstruktionen aus Laubholz und von Hybrid-Systemen für das mehrgeschossige Bauen mit Holz oder die Holzverwendung im Bereich alternativer Werkzeugtechnologien. Diese Ansätze werden im Rahmen entsprechender Mockups und Maschinenkonzepte vorgestellt. Ein weiterer Fokus liegt im Bereich materialsparender und ressourceneffizienter Holzbauprodukte. Mit der Praxis-Demo „Vom Baum zum Holzprodukt“ werden unter dem EXPO-Dach vor dem NRW-Pavillon anhand des Einschnitts von „neuen Laub- und Nadelbäumen im Klimawandel“ wie Birke, Roteiche, Edelkastanie und mehreren Tannen-Arten deren holztechnologischen Eigenschaften und Verwendungsmöglichkeiten aufgezeigt.
Sonderschau "Follow the Timber" im Pavillon 35
Aktuelle wie zukünftige Technologien zum Tracking und Tracing des Rohholzes entlang der Bereitstellungskette „vom stehenden Baum bis zum Werkseingang“ stellt das Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik (KWF) mit seinen Projektpartnern im Pavillon 35 vor. „Verfolgbarkeit bedeutet, alle Prozesse nachzuvollziehen, die ein Rohmaterial bei seiner Bereitstellung durchläuft“, erklärt dazu Projektleiter Alexander Kaulen vom KWF und ergänzt: „In der Forstwirtschaft dient die Verfolgbarkeit dazu, die legale Herkunft des Rohholzes aus nachhaltiger und klimapositiver Waldwirtschaft nachzuweisen und Prozesse betriebswirtschaftlich zu optimieren. Technisch heißt das, den Weg des Rohholzes vom stehenden Baum bis zum Werkseingang nachzuvollziehen.“ Mit der Sonderschau „Follow the Timber“ stellt das KWF historische, aktuelle und innovative Forsttechnik zur Verfolgung von Rohholzflüssen vor. Die dafür zukünftig erforderliche digitale Infrastruktur wird mit gleich drei Demonstratoren präsentiert: Holzbereitstellung, digitaler Marktplatz und Datentreuhänder. Dazu werden Live-Demonstrationen, Führungen, Vorträge, eine Videoarena und verschiedene Ausstellungsstücke angeboten.
Auf der NRW Stage werden aktuelle Themenstellungen diskutiert
Als ideale Plattform für den Austausch und die Diskussion von aktuellen Themenstellungen durch die Akteure der Wertschöpfungskette Forst-Holz dient die NRW Stage im Pavillon 35. Die Diskussion mit Entscheidungsträgern aus dem EU-Parlament und Branchenvertretern zum Beitrag des Sektors Forst Holz für eine zukunftsfähige Wirtschafts- und Klimapolitik in Europa ist dort ebenso zu erleben wie die Vorstellung zirkulärer Strategien für die Holzindustrie und den Maschinenbau oder das Forum der EFI Bioregions mit aktuellen Startup-Initiativen in den europäischen Regionen. Weitere Highlights der NRW Stage sind der Tag der Waldeigentümer sowie die Vorstellung der Handlungsempfehlungen und Maßnahmenvorschläge zur Transformation der Forst- und Holzwirtschaft in NRW.
Feierliche Preis-Verleihung und mitreißende Forwardermeisterschaften
Am Messe-Mittwoch zeichnet der Qualifizierungsfonds-Forstwirtschaft e. V. im Rahmen eines feierlichen Forstabends im Pavillon 33 mit dem „Hans-Jürgen-Narjes-Preis“ eine kurz vor der LIGNA bekanntgegebene Persönlichkeit aus, die sich in besonderem Maße für die Aus- und Fortbildung in privaten forstlichen Dienstleistungsunternehmen verdient gemacht hat. Im Anschluss an die Preisverleihung lädt die Deutsche Messe AG gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft forstwirtschaftlicher Lohnunternehmer (AfL) Niedersachsen e. V. sowie dem Deutschen Forstunternehmer-Verband (DFUV) herzlich zu einem Networking-Event ein, das beste Gelegenheit für geselligen Austausch bietet. „Ein weiterer Schwerpunkt ist für die AfL Niedersachsen die Forwarder-Meisterschaft, ein Berufswettkampf, der am Himmelfahrtstag auf dem Freigelände östlich von Pavillon 33 ausgetragen wird“, kündigt Maurice Strunk an. Seit bereits 30 Jahren organisiert die AfL Niedersachsen auf der LIGNA Forwarder-Meisterschaften. Am Wettkampftag treten mehr als ein Dutzend Fahrerinnen und Fahrer aus ganz Deutschland gegeneinander an. „Mit großen Forstmaschinen, sogenannten Forwardern oder deutsch: Kurzholzrückezügen, müssen sie zwei Disziplinen bewältigen“, erläutert Strunk. „Neben Geschwindigkeit zählt ein hohes Maß an Präzision. Nur die jeweils Besten kommen eine Runde weiter, bis im Finale über den Sieger entschieden wird. Der Wettkampf beginnt am frühen Morgen und wird am Nachmittag mit der Siegerehrung um ca. 16:00 Uhr enden.“
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